Corona: Was tun, wenn man seine Familie oder Kinder vermisst?


Die neuen Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen der Länder aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie sind eine große Herausforderung für Familien. Da zudem unklar ist, wie lange diese Regeln gelten werden, ist das Vermissen der eigenen Familienmitglieder oder Kinder oft noch stärker und schwieriger zu ertragen als sonst. Falls du auch davon betroffen bist und dich fragst, wie du mit all dem umgehen sollst, kann dir dieser Artikel vielleicht weiterhelfen. Wir geben dir eine Übersicht, unter welchen Bedingungen es aktuell erlaubt ist, die eigene Familie zu besuchen. Dazu zählen auch die Fragen, ob du deine Großeltern besuchen darfst und wie das Umgangsrecht für Kinder aus Trennungsfamilien derzeit aussieht.
Weiter unten findest du außerdem kreative Tipps, die dir helfen können, einen guten Umgang mit dem Vermissen und der Einsamkeit zu finden. Wenn es dir gerade sehr schlecht geht und du nicht mehr weiter weißt, kann es zudem sinnvoll sein, dass du dir professionelle Hilfe suchst, um die Situation zu meistern. Eine Übersicht nützlicher Anlaufstellen dazu findest du am Ende dieses Artikels.

Darf ich meine Familie treffen?

Ob du Mitglieder deiner Familie während der Corona-Pandemie treffen oder besuchen darfst, hängt zunächst davon ab, ob dein Bundesland ein Kontaktverbot oder eine Ausgangsbeschränkung verhängt hat.
Bei einem Kontaktverbot darfst du in der Öffentlichkeit unter Einhaltung des Mindestabstands von 1,5m maximal eine Person treffen, sofern du mit dieser Person nicht zusammen wohnst. Familienmitglieder, die nicht im selben Hausstand wohnen, dürfen sich also nur in der vorgegebenen Zweier-Konstellation mit 1,5m Abstand treffen. Familienmitglieder, die demselben Hausstand angehören, dürfen hingegen einen richtigen Familienausflug machen, ohne dass sie ihre Personenanzahl begrenzen oder Mindestabstand untereinander einhalten müssen. Die Kontaktverbote gelten derzeit in allen Bundesländern, wobei die einzelnen Bestimmungen landesspezifisch getroffen werden.
Kommt eine Ausgangsbeschränkung hinzu, darfst du deine Wohnung jedoch nur noch aus triftigen Gründen verlassen. Als triftige Gründe zählen u.a. der Weg zur Arbeit, Einkäufe oder Arztbesuche. Folgende Bundesländer haben eine Ausgangsbeschränkung verhängt: Berlin, Bayern, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt.

Regeln für Familientreffen zuhause

Die Bundesländer haben zudem eigene Regeln aufgestellt, ob Familientreffen oder Besuche zuhause erlaubt sind.
In Berlin, Bayern, Saarland und Sachsen sind diese grundsätzlich verboten. In Brandenburg sind Familientreffen auf den eigenen Hausstand zu beschränken. In Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen ist es hingegen erlaubt, Freunde und Familie zuhause zu besuchen. In Mecklenburg-Vorpommern darf man die Kernfamilie (Eltern, Geschwister, Kinder), in Schleswig-Holstein eigene Familienangehörige inklusive einer nicht-verwandten Zusatzperson und in Sachsen-Anhalt Lebenspartner sowie Angehörige in gerader Linie besuchen.
Große Feiern und Zusammenkünfte sind jedoch meistens untersagt. Zudem wird empfohlen und in einigen Ländern sogar vorgegeben, den Personenkreis auf dieselben Menschen zu beschränken und möglichst gering zu halten. Auch hier ist es wichtig, auf Abstand, Durchlüftung und regelmäßiges Händewaschen zu achten.
Wenn du mehr über die Regeln für Familientreffen und das generelle Umgangsrecht in der Corona-Zeit erfahren willst, welche in deinem Bundesland gelten, informiere dich auf Ihrer jeweiligen Website:


Weiter unten in diesem Artikel findest du außerdem kreative Ideen, wie ein schönes Familientreffen stattfinden kann, auch ohne dass ihr euch besucht!

Großeltern besuchen

Großeltern bzw. Menschen ab 50-60 Jahren gehören zur Risikogruppe für schwere Krankheitsverläufe bei einer Covid-19-Infektion. Einen weiteren Risikofaktor stellen sogenannte Vorerkrankungen dar. Dazu zählen Erkrankungen, die das Herz-Kreislauf-System, die Lunge, die Leber oder das Immunsystem betreffen sowie Krebserkrankungen und Diabetes. Es ist daher wichtig, dass du deine Großeltern oder Eltern vor Infektionen schützt und nicht besuchst. Auch wenn du keine Symptome hast, kannst du Covid-19 übertragen. Weitere medizinische Informationen zum Virus und der Krankheit findest du hier:

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html


Wenn du deine Großeltern dennoch sehen möchtest und es einen unvermeidbaren, dringenden Anlass dazu gibt, solltest du darauf achten, den Mindestabstand einzuhalten und keinen Körperkontakt zu haben. Außerdem sollten du und deine Großeltern unbedingt Masken tragen, damit sich die Viren nicht in sogenannten Aerosolen in der Luft um euch herum ausbreiten. Am besten trefft ihr euch nur draußen oder sorgt in geschlossenen Räumen für eine gute Durchlüftung.
Auch wenn es derzeit nicht in allen Ländern ein Verbot gegen den Besuch bei Großeltern gibt, heißt das leider nicht, dass es gut ist, wenn du sie besuchst. Bevor du oder deine Verwandten das macht, solltet ihr überlegen, ob es vielleicht Alternativen gibt, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Klassischerweise gibt es das Telefon, doch vielleicht haben eure Großeltern sogar Smartphones, Tablets oder PCs, sodass auch Videotelefonate oder kleine Video-Botschaften möglich sind. Über Skype, Facetime oder Zoom können Großeltern auch Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen und vielleicht sogar bei der Kinderbetreuung helfen, indem sie etwas vorlesen oder mit den Kindern spielen, malen oder basteln.

Umgangsrecht für Kinder in Trennungsfamilien

Kinder mit getrennten Eltern haben auch trotz der Corona-Beschränkungen dasselbe Umgangsrecht mit ihren beiden Elternteilen wie zuvor. Die Empfehlung, soziale Kontakte zu meiden, bezieht sich in diesem Fall nicht auf die Kernfamilie, auch wenn diese nicht demselben Hausstand angehört. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz empfiehlt jedoch, den Transport des Kindes von einem zum anderen Elternteil so zu gestalten, dass dabei möglichst kein Kontakt zu weiteren Personen entsteht.
Wenn ein Umstand eintritt, der das Einhalten der Umgangsregelung verhindert, muss dieser begründet werden können. Welche Umstände dazu zählen und welche nicht, kannst du hier im Einzelnen nachlesen:

https://www.bmjv.de/DE/Themen/FokusThemen/Corona/SorgeUmgangsrecht/Corona_Umgangsrecht_node.html

Die Familie vermissen: Kreative Lösungen

Die Corona-Pandemie stellt uns alle hart auf die Probe. In schwierigen Zeiten finden viele Menschen Halt in ihrer Familie - und genau diese zu besuchen ist gerade oft verboten oder nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Es ist daher kein Wunder, falls du deine Familie vermisst oder starke Sehnsucht nach ihr hast. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir immer wieder bewusst machst, dass du deiner Familie am meisten hilfst, indem du sie schützt. Durch das Einhalten der Regeln schützt du auch andere Menschen, die ebenfalls Familien haben. Wenn das Vermissen trotzdem nicht weg geht, versuche den Kontakt zu deiner Familie über andere Wege aufrechtzuerhalten. Telefoniere, schreibe Nachrichten oder Briefe und schicke Fotos, Sprachnachrichten oder Videobotschaften aus deinem Alltag. Auch für deine Verwandten ist es wichtig zu wissen, wie es dir geht und was du machst. Ihnen geht es wahrscheinlich ähnlich und es kann euch helfen, euch darüber auszutauschen!
Vielleicht könnt ihr auch kreative Lösungen finden, um euer Familientreffen online zu gestalten.


Es gibt noch viele weitere Gruppenspiele online und vielleicht haben dir die Vorschläge ja Lust gemacht, nach weiteren zu suchen, die du und deine Familie gerne spielt. Wenn ihr dann parallel noch einen Gruppen-Videochat macht, kann es sich vielleicht sogar nach einem richtigen Familientreffen anfühlen!

Mit Einsamkeit umgehen lernen

Dadurch, dass gerade so viele alltägliche Beschäftigungen, Treffen mit Familie und Freunden wegfallen, kann es sein, dass du viel mehr alleine bist und dich dann einsam fühlst. Das ist zwar erst mal kein angenehmes Gefühl, doch wenn du es annimmst und dich damit auseinandersetzt, kannst du lernen, mit deiner Einsamkeit besser umzugehen. Ein wichtiger Schritt dabei ist zu erkennen, dass Einsamkeit nicht immer von außen kommt, sondern oft von innen. Das bedeutet, dass es zwar vielleicht so aussieht, als würde uns das Fehlen von geliebten Menschen einsam machen. Doch meistens sind wir gerade dann einsam, wenn wir uns mit uns alleine nicht wohlfühlen. Mit Einsamkeit besser umgehen zu können heißt also auch zu lernen, alleine zu sein und sich damit gut zu fühlen.

Außerdem kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Likeminded bietet dir zum Beispiel die Möglichkeit an einer 3-5-köpfigen Online-Selbsthilfegruppe zum Thema Einsamkeit unter psychologischer Leitung teilzunehmen.

Professionelle Hilfe

Wenn es dir gerade sehr schlecht geht, du dich sehr einsam fühlst oder du einfach gar nicht mehr weiter weißt, ist es wichtig, dass du professionelle Hilfe aufsuchst. Diese bietet in erster Linie die ambulante Psychotherapie an. Eine Beschreibung der verschiedenen Verfahren, weitere Informationen zur Therapeutensuche sowie eine Telefon-Beratung findest du hier: https://www.psychotherapiesuche.de/pid/therapie

Erste Hilfe können dir aber auch Online-Selbsthilfe-Programme bieten:

https://www.angstselbsthilfe.dehttps://www.deutsche-depressionshilfe.de/starthttps://www.selfapy.de

Oder Telefondienste mit anonymen Beratungsangeboten:

https://www.mutruf.de/newpage, 04193 750 64 20

www.telefonseelsorge.de, 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222www.hilfetelefon.de, 08000 116 016

Über Pauline Stockmann

Hi! Ich bin Pauline. Ich bin die leitende Psychologin und Mentorin bei Likeminded. Ich habe mich schon während meines Psychologie Studiums in Deutschland und England auf die Digitalisierung von Psychologie spezialisiert. Nach meinem Studium habe ich mehrere Jahre in verschiedenen Kontexten psychologisch gearbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Hilfe bekommen sollte, wenn sie gebraucht wird. Das ist einer der Gründe, warum ich für digitale psychologische Angebote brenne.


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