Schwanger in der Corona-Krise

Die Schwangerschaft ist eine ganz besondere Zeit voller Fürsorge und Emotionen. Die Corona-Pandemie löst jedoch Gefühle wie Angst und Furcht im Alltag der werdenden Mütter aus. Die Einschränkungen und Isolation begünstigen Unsicherheit und schwerwiegende negative Emotionen. Bei denjenigen, die kurz vor der Geburt stehen, verstärken sich diese Gefühle typischerweise. Ganz neue Fragen kommen bei schwangeren Frauen auf: Können sie und ihr Kind sich in der Krankenhausumgebung infizieren? Kann die Familie sie besuchen?
Was viele Menschen jedoch nicht wissen: Depressionen in der Schwangerschaft sind kein neues Problem. Viele schwangere Frauen nehmen das Gefühl der Traurigkeit stillschweigend hin. In einigen Fällen ignorieren Frauen die Symptome der emotionalen Störung während der Schwangerschaft. Sie verhalten sich so, wie ihr soziales und familiäres Umfeld es erwartet, und nähren die Vorstellung, dass eine schwangere Frau mit der bevorstehenden Niederkunft ihres Babys immer glücklich ist.
In diesem Artikel erläutern wir psychologische Probleme in der Schwangerschaft, die durch COVID-19 verstärkt werden können. Wir gehen auf Symptome und die Behandlung von Depressionen ein und geben nützliche Informationen zur Schwangerschaft in der Pandemie. Wir beantworten Dir Fragen wie:
Sind Krankenhäuser sicher?
Kann meine Familie das Baby besuchen?
Wie erhalte ich in dieser Zeit meine psychische Gesundheit?
Depression in der Schwangerschaft
Da Depressionen gesellschaftlich immer noch eine schlecht verstandene Krankheit sind, ziehen sich viele, die unter ihren Symptomen leiden, in eine einsame Blase zurück. So versuchen sie, das Problem zu verbergen. Frauen mit Depressionen während der Schwangerschaft zeigen eine gewisse Resistenz, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In vielen Fällen vernachlässigen sie die Notwendigkeit einer solchen Hilfestellung.
Schwangere und Personen, die ihnen nahestehen, sehen Anzeichen einer Depression oft als unwichtig an. In vielen Fällen beeinflusst die soziale Gruppe der depressiven Person den Entwicklungsprozess der Krankheit. Verhaltensweisen, wie z. B. etwas nicht ernst zu nehmen, um die Gefühle des Gegenübers nicht zu verletzen, können die Diagnose und den Beginn einer Behandlung verzögern.
Ursachen einer Depression während der Schwangerschaft
Als schwangere Frau siehst Du Dich der Erwartung gegenüber, dass Du fröhlich sein und aufgeregt auf die Niederkunft Deines Babys warten solltest. Viele Schwangere versuchen, glücklich zu erscheinen, um ihren Verwandten zu gefallen. Die emotionale Reaktion, die von anderen erwartet wird, kann auf lange Sicht schädliche psychologische Folgen haben. Dieser ganze Zyklus führt dazu, dass Dein Umfeld die Anzeichen Deiner Depression nicht bemerkt.
Es gibt keine spezifische Ursache für depressive Prozesse oder Panik während der Schwangerschaft. Es ist jedoch bekannt, dass Frauen, die bereits depressive Zustände vor der Schwangerschaft hatten, mit größerer Wahrscheinlichkeit psychische Probleme währenddessen oder postnatal entwickeln.
Eine häufige Ursache bei Patienten, die dieses Trauma überwunden haben, ist die Angst vor den großen Veränderungen, die ein Baby mit sich bringt. Der Druck, ein Kind unterstützen und für es sorgen zu müssen, ist enorm. Darüber hinaus beeinflussen gestörte Familienbeziehungen, wirtschaftliche Probleme und fehlende Unterstützung durch den zukünftigen Vater die Psyche einer Schwangeren. Der Ausbruch des Coronavirus trägt nicht zuletzt weiter zum Verlauf dieser Pathologie in der Schwangerschaft bei.
Symptome einer Depression
Es kommt häufiger vor, dass Du während der Schwangerschaft depressiv bist, als Du vielleicht denkst. Etwa 10 % der schwangeren Frauen berichten davon. Während der Pandemie verschlimmert sich die Situation: Die Unsicherheiten führen tendenziell dazu, dass mehr Menschen depressiv und andere psychische Störungen effektiv verschlimmert werden.
Daher ist es wichtig, den Mythos des allgemeinen Wohlbefindens in der Schwangerschaft zu brechen und den emotionalen Funktionsstörungen volle Aufmerksamkeit zu schenken. Diese beeinflussen die Entwicklung des Fötus und führen zu Frühgeburten oder starkem Untergewicht. Darüber hinaus führen diese zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit der betroffenen Frauen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer postnatalen Depression.Mögliche Symptome einer Depression in der Schwangerschaft sollten stets von Dir beobachtet werden. Zu den häufigsten gehören:
Unzufriedenheit bei Aktivitäten, die Dir vor der Schwangerschaft gefallen haben
Ständig traurige und schuldige Gedanken
Ständiger Wunsch nach Isolation
Schlaflosigkeit oder extremes Verlangen, lange zu schlafen
Wenig oder kein Appetit
Wunden durch Selbstverletzung
Mangel an Energie
Ein weiteres häufiges Symptom eines depressiven Prozesses ist die Einfriedung. Die schwangere und depressive Frau zieht es dabei vor, ihrem Partner, ihren Freunden und ihrer Familie nichts von ihrem Leid zu erzählen.
Deine Familie und Dein Partner sind in dieser Zeit eine wichtige Quelle emotionaler Unterstützung. Aber oft reicht dies nicht aus. Manchmal bist Du vielleicht nicht in der Lage auszudrücken, was in Deinem Inneren oder Deinem Kopf vor sich geht.
Betreuung einer Schwangerschaft während der Pandemie
Inmitten einer Epidemie ist es ganz natürlich, dass zukünftige Mütter besorgt und voller Zweifel sind. Da es sich bei COVID-19 um ein neuartiges Virus handelt, ist wenig über die möglichen Folgen einer Erkrankung während der Schwangerschaft bekannt. Hinzu kommt, dass das Immunsystem während der Schwangerschaft geschwächt ist. Sorgfalt spielt während der Quarantänezeit also eine noch größere Rolle.
Erste Studien zeigen, dass schwangere Frauen nicht mehr an dem Virus erkranken. Dennoch ist es wichtig, dass Du über einige spezifische Vorsichtsmaßnahmen informiert bist, um diese Zeit sicher zu überstehen. Im Folgenden führen wir einige wichtige Punkte auf, mit denen Du eine sicherere Schwangerschaft gewährleisten kannst:
Medizinische Nachsorge
Es ist wichtig, dass Du die routinemäßigen Termine der Schwangerschaftsnachsorge fortsetzt. Das gilt insbesondere für solche, die zu bestimmten Zeiten stattfinden, wie zum Beispiel beim Ersttrimester-Screening. Die regelmäßige Überwachung des Babys sollte nicht verändert werden. Dazu kommen alle Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung einer Exposition gegenüber dem Coronavirus.
Impfungen auf dem neuesten Stand
Alle schwangeren Frauen zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche sollten ordnungsgemäß gegen Keuchhusten geimpft sein: Vergiss nicht, Deine Impfung auf dem neuesten Stand zu halten! Wenn Du Dich mit COVID-19 infiziert hast, warte mit der Impfung, bis Du offiziell geheilt bist.
Besondere Schutzmaßnahmen für schwangere Frauen
Gegenwärtig gibt es keine spezifischen Empfehlungen für schwangere Frauen. Allerdings solltest Du alle für die Allgemeinbevölkerung vorgeschriebenen Maßnahmen noch genauer einhalten: Vermeide so weit wie möglich, das Haus zu verlassen oder unnötigen Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Wasche Deine Hände, trage eine Maske, vermeide es, Dein eigenes Gesicht zu berühren, und desinfiziere Deine Einkäufe.
Wie verhältst Du Dich, wenn Du eine Virusinfizierung vermutest?
Es liegt auf der Hand, dass in einem pandemischen Kontext manchmal alle Sorgfalt nicht ausreicht, um eine Ansteckung zu vermeiden. Die meisten Regierungen rund um den Globus empfehlen, dass schwangere Frauen, mehr als andere Menschen, es vermeiden sollten, auf die Straße zu gehen. Wenn Du jedoch vermutest, Dich mit dem Virus angesteckt zu haben, wende Dich telefonisch oder über das Internet an Deine zuständige medizinische Einrichtung. Von ihr erhältst Du geeignete Anweisungen für die Behandlung und zur sozialen Isolation.
Im Folgenden gehen wir auf drei wichtige Fragen genauer ein
Was, wenn sich ernsthaftere COVID-19-Symptome entwickeln?
Wenn sich bei Dir als Schwangerer keine Besserung zeigt oder geburtshilfliche Beschwerden eintreten, begib Dich in das nächstgelegene Krankenhaus, vorzugsweise in einem Privatfahrzeug. Wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, wirst Du von anderen Patienten isoliert und erhältst eine besondere medizinische Betreuung.
Wie funktioniert eine Geburt mit Coronavirus?
Wenn die Mutter das Coronavirus hat, findet die Geburt in einem isolierten Raum mit so wenig Personen wie möglich statt. Der Epiduralanästhesie wird Vorrang eingeräumt, wobei eine Vollnarkose vermieden wird. Bekommst Du Atemprobleme, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt, um Risiken für das Baby zu vermeiden. Es wird nicht empfohlen, dass Dritte, einschließlich Freunde und Familie, bei der Geburt anwesend sind.
Kann das Virus auf das Baby übertragen werden?
In einer kürzlich im Vereinigten Königreich vom Royal College of Obstetrics and Gynaecology durchgeführten Studie wurde nachgewiesen, dass es bei Schwangeren im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung keine größere Anfälligkeit für Infektionen gibt. Dieselbe Forschung deutet darauf hin, dass es keinen Beweis für eine mögliche Übertragung des Virus auf das Kind während der Schwangerschaft gibt.
Corona und Neugeborene: Alles, was Du wissen musst
Die rasche Ausbreitung der Epidemie und der Wunsch nach Mutterschaft wirft vermehrt Fragen auf, die sich direkt auf das Leben schwangerer Frauen auswirken: Was sind die Risiken für Mutter und Kind? Kann es zu einer Kontamination der Muttermilch kommen? Können Angehörige angesichts der neuen Gefahren im Krankenhausumfeld empfangen werden?
Auf all diese Themen wird jetzt doppelt so stark geachtet. Wir klären die wichtigsten Punkte zur erforderlichen Sorgfalt:
Familienbesuche bei und nach der Geburt
Im Zusammenhang mit der Pandemie wird generell vom Besuch von Angehörigen abgeraten. Unnötige Kontakte mit Dritten, insbesondere in den ersten 60 Lebenstagen, sind zu vermeiden. Neue Eltern sollten in dieser Zeit nicht auf die Straße gehen.
Besuche nach den ersten 60 Tagen
Nach zwei Monaten beginnen die ersten Impfungen der Neugeborenen. Von da an können Besuche mit Vorsicht durchgeführt werden. Beschränke den Kontakt des Babys auf jeweils eine Person und auf einen kurzen Zeitraum, etwa zwanzig Minuten. Achte darauf, dass Besucher ihre Hände richtig reinigen und Masken tragen.
Stillen während einer Erkrankung mit Corona
Es gibt derzeit keinen wissenschaftlichen Beweis, dass das Coronavirus über die Muttermilch übertragen wird. Bei infizierten Müttern hängt die Entscheidung, ob sie stillen darf, von der Einrichtung ab, in der sie sich befindet. Andere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Auf der einen Seite besteht die Gefahr einer Ansteckung, auf der anderen ist der Nutzen der Muttermilch enorm. Ärzteteams beraten Dich, was im Einzelfall am besten ist.
Fiebersymptome nach der Entbindung
Viele Frauen haben in den ersten Wochen nach der Entbindung Fieber. Suche nur dann eine Notfallversorgung auf, wenn Du neben Fieber auch Gelenkbeschwerden, vermehrtem Husten und Atembeschwerden hast.Kontakt zwischen infizierten Müttern und Neugeborenen
Infizierten Müttern wird empfohlen, keinen Haut-zu-Haut-Kontakt mit dem Baby zu haben. Unmittelbar nach der Geburt wird das Neugeborene auf COVID-19 getestet und vom Krankenhauspersonal gepflegt. Am besten ist es, abzuwarten und sicherzustellen, dass keine Ansteckungsgefahr von der Mutter auf das Kind besteht.
Wenn Du Zweifel hast, wie Du mit Deinem Neugeborenen angesichts der Corona-Krise umgehen sollst, konsultiere am besten Deinen Kinderarzt.
Auf der Suche nach professioneller Hilfe
All diese Unsicherheiten und Ängste in und nach einer Schwangerschaft während der Corona-Pandemie beeinflussen die Psyche der Mutter: Schwangerschaftspanik, Depressionen während und nach der Schwangerschaft oder andere psychologische Probleme bleiben da nicht aus. Im Gegensatz zu dem, was Du vielleicht denkst, verhindern die Einschränkungen aufgrund des Coronavirus nicht die Suche nach Unterstützung.
Selbst in der gegenwärtigen Situation gibt es Mittel und Wege, die Dir helfen, diese psychischen Herausforderungen und schwierige Zeit zu überwinden. Eine gute Möglichkeit sind Foren und (Online-)Gruppen für schwangere Frauen. Hier kannst Du Erfahrungen und relevante Informationen zur Bewältigung von Problemen austauschen. Manchmal reicht diese Hilfe jedoch nicht aus. Die Erhaltung Deiner psychischen Gesundheit ist das größte Geschenk, das Du Deinem zukünftigen Kind und Dir selbst machen kannst.
Mit Selbsthilfegruppen gegen Depression während der Schwangerschaft
Das Coronavirus hat die Welt voll im Griff. Da kann es leicht vorkommen, dass Du Dich müde und abgeschlagen fühlst, insbesondere nach einer Schwangerschaft. Auf dem Weg zu einem gesunden Selbst kann es helfen, sich mit anderen Menschen auszutauschen, denen es ähnlich geht.
Dafür gibt es Anbieter wie Likeminded, die Dir helfen, schwierige Zeiten durchzustehen. Nimm jetzt Kontakt auf und lass Dich beraten!
Quellen:
https://journals.lww.com/greenjournal/Abstract/2004/04000/Prevalence_of_Depression_During_Pregnancy_.16.aspx
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/in-der-schwangerschaft-und-nach-der-geburt
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111201/COVID-19-Pandemie-tangiert-auch-Schwangerschaft-und-Geburt
https://www.rcog.org.uk/globalassets/documents/guidelines/2020-06-04-coronavirus-covid-19-infection-in-pregnancy.pdf
https://www.onmeda.de/coronaviren/trotz-coronavirus-stillen.html