Auswirkung der Körperhaltung auf die psychische Gesundheit

Die Psyche als Spiegel des Körpers: Auswirkung der Körperhaltung auf die psychische Gesundheit
Embodiment: Einfluss des körperlichen Empfindens auf die Gefühle
Unbewusst bist Du ganz sicher schon mit dem Konzept des Embodiments in Kontakt gekommen. Wenn Du beispielsweise an Situationen denkst, in denen Du Dich nicht wohlfühlst oder vielleicht sogar Angst erlebst, kannst Du sicherlich das Bedürfnis nachempfinden, Dich klein zu machen und den Kopf hängen zu lassen. Und dies ist nicht nur metaphorisch gemeint, sondern ganz konkret auch auf Deine Körperhaltung bezogen. Jeder kennt wahrscheinlich Momente, in denen man sich am liebsten im Bett unter der Bettdecke verkriechen möchte oder erwischt sich dabei, in sich zusammengesunken den Kopf hängen zu lassen. Ganz anders ist es hingegen in Situationen der Freude und des Stolzes. Man fühlt sich größer und stärker denn je und hat kein Problem damit, aufrecht vor dem Spiegel zu posen. Nicht umsonst gibt es den Ansatz des Power-Posings, welcher diesen Effekt nutzt und das Selbstbewusstsein und die eigene Selbstsicherheit zumindest kurzfristig stärken kann.Die Erklärung für diesen Effekt liegt in der Grundannahme des Embodiments. Körperliche Prozesse und somit auch alle sensomotorischen Vorgänge sind mit den psychischen Prozessen im Körper unmittelbar vernetzt. Der Körper und die Psyche stehen somit in ständiger Wechselwirkung zueinander. Das bedeutet, dass nicht nur unser seelischer Zustand in Form unserer Körperhaltung, Mimik und Gestik zum Ausdruck kommt, sondern andersherum unsere Körperhaltung und unsere Selbstwahrnehmung auch einen Effekt auf unsere Stimmung und unsere Psyche im Allgemeinen haben kann. Nicht nur der Körper ist eben Spiegel unserer Seele, sondern auch die Psyche ist Spiegel unseres Körpers.
Denn im Laufe der Zeit und der Entwicklung lernt der menschliche Körper bestimmte Emotionen,Gedanken und Handlungen mit Körperhaltungen zu verbinden. Dies führt in der Folge nicht nur dazu, dass wir unsere seelische Stimmung und Verfassung in Form unserer Körperhaltung nach außen zum Ausdruck bringen, sondern dass auch bestimmte Körperhaltungen und Bewegungen psychische Zustände und Verfassungen unterstützen und sogar auslösen können.
Sei dir der weitreichenden und vielseitigen Effekte deiner Körperhaltung und Mimik bewusst
Emotionen - Ein Stift zwischen den Zähnen macht glücklich
Eines der bekanntesten Experimente der Embodiment-Forschung zeigt genau dieses Phänomen. Und zwar haben Menschen mit einem Stift quer im Mund Cartoons als deutlich lustiger empfunden als Teilnehmer ohne Stift. Dieses Ergebnis lässt sich allein durch die durch den Stift ausgelöste Mimik erklären. Durch den Stift werden automatisch die Mundwinkel hochgezogen und es kommt zu einer Muskelbewegung, die dem Lächeln stark ähnelt. Und genau dieses unbewusste - sogar ungewollte - Lächeln ist Ursache für die Emotionen und den Wahrnehmungsunterschied bei den Teilnehmern.
Außerdem werden allein beim Nachdenken und Sprechen über Emotionen die gleichen Hirnareale aktiv wie beim tatsächlichen Erleben dieser Gefühle. Dieses Befunde verdeutlichen somit sehr stark die enge Verknüpfung von Körper und Psyche und lassen viele weitere Zusammenhänge vermuten.
Selbstbild - Die Kommunikation mit Dir Selbst
Wir kommunizieren mit unserer Körperhaltung und Mimik nicht nur mit Menschen in unserem Umfeld sondern auch mit uns selbst! Wissenschaftliche Forschungen zeigen auf, dass eine aufrechte Haltung Sicherheit verleiht und das Selbstvertrauen steigern kann. Eine gekrümmte Haltung kann hingegen dazu führen, dass Du Dich unsicher und unwohl fühlst.
Kognitionen und Einstellungen
Wie eng unser Denken mit dem verbunden ist, was unser Körper tut und empfindet, wird an einem Beispiel aus der Embodiment Forschung sehr deutlich.
Beim Vergleich der Verhaltensweisen von Menschen, die in Interaktion mit einer anderen Person entweder eine warme Tasse in der Hand hielten oder dies eben nicht taten, zeigte sich, dass allein das Halten des warmen Gegenstandes Auswirkungen auf die Bewertung von menschlichen Eigenschaften hat. So verhielten sich die Teilnehmer mit der Tasse freundlicher und schätzen gleichzeitig auch die fremde Person als freundlicher und vertrauenswürdiger ein.
Die Ursache liegt in dem Aufbau und der Funktionsweise Deines Gehirns
Neurowissenschaftler nehmen an, dass wir körperliche Erfahrungen mit abstrakten Begriffen in unserem Gehirn verknüpfen. So erlernen wir beispielsweise bereits in der Kindheit, das komplexe Konstrukt der emotionalen Wärme mit der Körperwärme bei Umarmungen zu verbinden und unser Gehirn wird auch Jahre später auf diese früheren Erfahrungen und Körperempfindungen zurückgreifen.
Unsere Umwelt nehmen wir auf Basis solcher Erfahrungen und der daraus erstellten Konzepte und Vorstellungen wahr. Es ist also kein vollständiges und objektives Bild, das wir von unserer Umwelt haben. Es ist vielmehr ein komplexes Zusammenspiel aus Erfahrungen, Assoziationen, Wahrnehmungen und Körperhalten. Und gerade diese Verknüpfung ist die Erklärung für die Verknüpfung von Psyche und Körper. Die Psyche ist eben stets in unseren Körper eingebettet daher sind die geistige und körperliche Entwicklung untrennbar miteinander verbunden und stehen in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander.
Depressionen - Die Macht der Gedanken aber eben auch die Deines Körpers
Das Phänomen des Embodiments wurde insbesondere im Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen verstärkt untersucht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass der Gang und die Körperhaltung von depressiven Menschen langsamer und weniger aufrecht und schwungvoll ist. Es konnte zudem gezeigt werden, dass eine solche Gangart und Körperhaltung bei nicht depressiven Menschen negative Emotionen und Gedanken auslösen kann. Andersherum kann ein schwungvoller und aufrechter Gang positive Auswirkungen auf die Emotionen und Kognitionen haben. Diese und auch andere Befunde bezüglich Körperbewegungen und Wahrnehmungen in Zusammenhang mit depressiven Symptomen legen nahe, dass ein ganzheitlicher Ansatz mit starken Bezug zum Körper bei der Behandlung von depressiven Erkrankungen von großer Bedeutung sein kann.
Zudem stehen Menschen mit depressiven Symptomene in einem stärkeren und engeren Kontakt mit ihrem Kopf als mit dem Rest ihres Körpers. Dies äußert sich durch die für das Störungsbild typischen Grübel Tendenzen und wiederkehrenden Sorgenschleifen. Angenommen wird, dass genau diese grüblerischen Gedanken sind zu der hohen Rückfallrate bei dieser psychischen Erkrankung beitragen. Ganz entscheidend kann daher die Reaktion auf diese Gedanken sein. Ansätze mit achtsamkeitsbasierten Elementen wie Atempausen, achtsames Verhalten im Alltag und Body-Scan können das Körperbewusstsein fördern und auch dazu beitragen die grüblerischen Gedanken zu reduzieren, indem der Fokus verschoben wird. Der Kopf und die darin gefangen Gedankenschleifen sind nicht länger im Mittelpunkt, sondern der Körper als Ganzes. Außerdem kann verhindert werden, dass körperliche Reaktionen, wie Haltung und Bewegungen, diese negativen Emotionen und Gedanken weiter verstärken. Aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen kann es Sinn machen, den Körper mit einzubeziehen (beispielsweise im Rahmen von achtsamkeitsbasierten Verfahren). Denn bei psychischen Erkrankungen besteht stets eine Wechselwirkung von körperlichen und motorischen Prozessen auf der einen Seite und der mentalen Vorgänge auf der anderen Seite.
Es ist daher generell wichtig und wertvoll sich der Wechselwirkung zwischen dem eigenen Körper und der Seele bewusst machen. Wie Du Dein Körperbewusstsein fördern kannst, erfährst du im Weiteren Verlauf des Textes.
Körperbewusstsein und Selbstregulation - Lerne mit Dir selbst zu kommunizieren
Dein Körper und Dein Geist sind also unzertrennbar miteinander verbunden. Es gibt somit zahlreiche gute Gründe, bewusst an Deiner Körperhaltung und somit auch an der Kommunikation mit Dir selbst zu arbeiten! Denn mittels Deiner Körperhaltung teilst Du Deinem Gehirn mehr mit, als Dir wahrscheinlich bisher bewusst war. Es kann daher daher von großer Bedeutung sein, Deine eigene Körperhaltung und Mimik bewusst zu beobachten und anschließend auch zu ändern. Du solltest Dich daher lernen, mit Dir selbst zu kommunizieren - schließlich bist Du auch die Person, mit der Du am meisten Zeit verbringst und es ist in vielerlei Hinsicht wertvoll, sich selbst gut zu kennen und zu verstehen. Frag Dich also des öfteren “Wie kommuniziere ich gerade mit mir?”, “Wie sitze ich?”, “Was teile ich meinem Gehirn gerade nonverbal mit?”. Außerdem kannst du auch versuchen, ganz bewusst Körperhaltungen einzunehmen, welche dann Deine Handlungen und Einstellungen unterstützen. Eine aufrechte Haltung kann Dir beispielsweise mehr Selbstvertrauen verschaffen und ein Lächeln bessere Laune.Du kannst Deine Körperhaltung bewusst beobachten und an ihr arbeiten und somit aktiv Deine Psyche beeinflussen. Zudem gibt es Ansätze, die den Körper als Ganzes betrachten und jeden seiner Teile bewusst einbeziehen.
Achtsamkeitsübungen haben beispielsweise die Körperwahrnehmung und Ganzheitlichkeit im Fokus und können Dir dabei helfen, mit Deinem ganzen Körper im Hier und Jetzt zu sein - anstatt mit den Gedanken in der Zukunft oder der Vergangenheit zu kreisen.
Eine gesunde Körperhaltung ist somit essentiell für eine gesunde Psyche. Eine solche Körperhaltung kann durch den Einsatz maßgefertigter Schuheinlagen ermöglicht oder gefördert werden. Denn sie können zum einen beim Erlernen einer gesunden Haltung unterstützen und zum anderen auch bestehende Fehlhaltungen oder -stellungen korrigieren.
Likeminded - Dein Wegbegleiter zu mehr Körperbewusstsein und Achtsamkeit
Likeminded kann Dir dabei helfend zur Seite stehen und Dich auf Deinem Weg hin zu einem besseren Körperbewusstsein und mehr Achtsamkeit unterstützend begleiten. Hier erhältst Du neben vielen hilfreichen Konzepten und Übungen auch professionelle Unterstützung durch psychologische Mentoren, sowie den Zusammenhalt einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich auf ihren persönlichen Wegen gemeinsam unterstützen.
Quellen:
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/koerper-seele-beeinflusst-11408328.html
Storch, M., & Weber, J. (2018). Embodiment und seine Bedeutung für das Coaching. In Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (pp. 125-133). Springer, Berlin, Heidelberg.
Storch, M., Cantieni, B., Hüther, G., & Tschacher, W. (2006). Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Huber.
https://lexikon.stangl.eu/2175/embodiment/https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/embodimenthttps://nlp-zentrum-berlin.de/infothek/nlp-psychologie-blog/item/veraendert-deine-koerperhaltung-dein-selbstbildhttps://www.klaus-grawe-institut.ch/blog/vergessen-sie-ihren-koerper-nicht-achtsamkeit-und-embodiment-in-der-klinischen-psychologie/
https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article12642760/Wie-koerperliches-Empfinden-die-Gefuehle-beeinflusst.html