Alleine sein: So kannst du damit umgehen und lernen, allein zu sein

3.11.2023

Es ist nicht leicht, die Fähigkeit zu erlernen, allein zu sein und sich auf diese Tage zu freuen. Wahrscheinlich bist du auf diese Seite gestoßen, weil du dich einsam fühlst, wenn du allein bist. Viele Menschen fühlen sich so, aber das muss nicht so sein.

Likeminded Redaktion

Inhalt

Alleinsein ist nicht das Gleiche wie Einsamkeit. Um dir das zu veranschaulichen, haben wir ein kleines Gedankenexperiment vorbereitet.

Stell dir vor, du verbringst einen Sonntag ganz alleine: Du stehst morgens auf, machst dir einen Kaffee und holst frische Brötchen vom Bäcker für ein leckeres Frühstück. Die Sonne scheint, also setzt du dich dafür auf deinen Balkon und hörst nebenbei deinen Lieblingsradiosender. Dann gehst du spazieren zu dem Park in deiner Nähe, nimmst dir ein spannendes Buch mit und liest eine Weile. Auf dem Weg kommst du vielleicht an einem Markt vorbei und kaufst dir einen Strauß frische Blumen für deine Wohnung.

Wenn du wieder nach Hause kommst, machst du eine Stunde Yoga, gießt in Ruhe deine Pflanzen und räumst ein bisschen auf. Nach einem kurzen Nickerchen machst du mit deinem Mal-/Heimwerker-Projekt weiter oder übst ein Instrument, das du spielst. Für dein Abendprogramm hast du dir schon einen deiner Lieblingsfilme rausgesucht und vorher kochst du dir ein richtiges Menü mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch. Nach dem Film nimmst du noch ein kurzes Entspannungsbad und zündest dir ein paar Kerzen an. Dann gehst du in dein frisch bezogenes Bett, das sich richtig gut anfühlt und noch duftet, und schläfst ein.

Den ganzen Tag warst du allein, aber keine Sekunde einsam. Denn du hast die Zeit ganz nach deinen Vorstellungen gestaltet und dir viele kleine Freuden bereitet.

Ist es schlimm alleine zu sein?

Viele fühlen sich einsam, wenn sie alleine sind. Doch wie im Beispiel beschrieben, muss das nicht immer der Fall sein. Die Zeit alleine und Phasen der Ruhe, können auch Energiequellen sein.

Doch wann fühlt sich alleine sein schlimm an? Der entscheidende Punkt ist: bist du freiwillig allein? Wer sich von sich aus fürs Alleinsein entscheidet, handelt selbstbestimmt. Anders als wenn man sich Kontakt wünscht, aber nicht bekommt. Im Gegensatz zur Einsamkeit ist bewusstes Alleinsein ein selbst gewählter Zustand.

Ungewünschtes Alleinsein, dass in der Regel mit Gefühlen der Einsamkeit einhergeht, macht uns in der Regel traurig und kann sich auch negativ auf unsere Gesundheit auswirken.Wie schnell wir uns einsam fühlen und wie gut wir allein sein können, entscheidet unser Innenleben. Und zwar sowohl unsere Grundkonstitution als auch die Lebenssituation, in der wir uns gerade befinden.

Warum ist es gut alleine zu sein?

Zeit freiwillig alleine zu verbringen kann viele Vorteile haben. Die Zeit allein kann einem helfen,

  • sich besser kennen und schätzen zu lernen
  • die eigene Gesellschaft als gewohnter und angenehmer zu empfinden
  • sich weniger abhängig vom Feedback seiner Mitmenschen zu machen
  • besseren Zugang zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen zu bekommen

Denn, im Alltag richten wir uns oft danach, was andere von uns erwarten. Sei es bei der Arbeit, von Familienmitgliedern oder Freunden. Durch das Alleinsein kann uns bewusster werden, was wir selbst denken, fühlen und brauchen. So kann alleine sein dich auf Dauer stärken.

Ich kann nicht alleine sein

Nicht wenige Menschen haben das Gefühl, nicht nur ungern allein zu sein, sondern Alleinsein regelrecht nicht aushalten zu können. Der erste Schritt hin zum glücklichen Alleinsein sollte daher sein, zu akzeptieren, dass jeder Mensch einen ausgewogenen Rhythmus aus Kontakten und Me-Time braucht.

Hat man das Gefühl, das Allein sein gar nicht aushalten zu können, kann man beginnen sich zu Fragen, ob man sich von gewissen Themen ablenken möchte. Oft ist alleine sein zu Beginn aber auch einfach fremd, unbekannt und fühlt sich seltsam an. Daher hilft es, sich bewusst zu machen, dass man wie bei vielen neuen Aktivitäten auch hier erst einmal "reinkommen" muss.

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4 Schritte, um allein sein zu lernen

1. Liebe dich selbst

Der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Fähigkeit allein zu sein, ist die Selbstliebe. Lerne dich selbst so zu wertschätzen wie deinen besten Freund oder deine beste Freundin. Wenn wir Zeit mit uns selbst verbringen, ohne richtig zu wissen wie, kann oft zu Langeweile und Einsamkeit führen.

Mit anderen Menschen wissen wir viel schneller, was jetzt gerade eine gute Aktivität ist, um die Stimmung anzuheben. Wenn wir uns selbst mehr lieben, bedeutet das zuerst, dass wir uns Zeit nehmen, uns selbst kennenzulernen, indem wir unsere Wünsche und Bedürfnisse wahrnehmen. Als nächstes bedeutet es auch, dass wir uns die Mühe machen, diese Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen.

Wenn wir Zeit mit uns selbst verbringen, ohne richtig zu wissen wie, kann oft zu Langeweile und Einsamkeit führen

Was bereitet dir also Freude und wie kannst du sie dir selbst bereiten? Wenn es nicht die Tasse Kaffee am Morgen ist, ist es vielleicht die frische Dusche? Das kannst nur du selbst wissen und genau darum geht es: Lerne dich selbst kennen, so wie du bist, und versorge dich gut. Schenke dir genauso viel Zuwendung wie du sie auch anderen Menschen schenken würdest, die du liebst.


Wenn du das schaffst, wirst du merken, dass die Einsamkeit nach und nach verschwindet. Denn einsam sind wir meistens nicht durch die Abwesenheit anderer Menschen, sondern durch die Dinge, die wir uns dann selbst sagen, z.B. dass andere sich nicht für uns interessieren, dass wir eine Last seien oder dass wir nicht so wichtig seien. Wenn du anfängst, dich selbst zu lieben, wirst du dir diese Dinge nicht mehr sagen.

Denn Selbstliebe bedeutet, dass du dich für dich selbst interessierst, Deine Bedürfnisse nicht als Last, sondern als Wegweiser für dein Handeln zu betrachtest und dich selbst genauso wichtig zu nehmen wie andere. Damit kannst du heute schon anfangen, indem du dir eine erste kleine Freude bereitest. Und dann eine nächste und noch eine. Schritt für Schritt wirst du ein besseres Gefühl dafür entwickeln, was dir gut tut, und es als selbstverständlich betrachten, dir diese Dinge selbst zu schenken.

2. Verbringe bewusst Zeit mit dir allein

Setze dir regelmäßig Zeiträume, in denen du dir Zeit für dich nimmst. Denn Zeit mit dir allein muss nicht etwas sein, was du fürchtest oder abzuwenden versuchst. Betrachte sie stattdessen als etwas Gutes, deinen ganz privaten Rückzugsort, der dir hilft, dich zu entspannen und neue Kraft zu schöpfen. Zeit alleine ist wie eine Verabredung mit dir selbst, die du nicht für andere verschieben willst.

Sie ist wichtig, um dich wieder in Verbindung mit dir selbst zu bringen und zu spüren, wie es dir gerade eigentlich geht und was du brauchst. Wenn du dich dabei einsam fühlst, brauchst du vielleicht Zuwendung und Aufmerksamkeit. Schenke dir diese selbst, indem du dir liebevolle Dinge sagst und auf deine Bedürfnisse eingehst.


Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als könnten nur andere Menschen deine Bedürfnisse nach Nähe oder Geborgenheit erfüllen, ist das nicht unbedingt so. Manchmal hilft es schon sehr, wenn du dir zum Beispiel eine schöne Umgebung schaffst, dir kuschelige Kleidung anziehst, ein paar Kerzen an machst, dir eine Wärmflasche mit ins Bett nimmst und deine Lieblingsmusik hörst. Vieles, was du sonst mit einer anderen Person machen würdest, kannst du auch nur für dich selbst machen. Dabei kannst du ganz kreativ werden und auch neue Dinge ausprobieren.

Und wenn du soweit bist: Wie wäre es vielleicht mit einem ersten Kurzurlaub nur mit dir selbst? Suche dir dein Lieblingsreiseziel aus und überlege dir, was du gerne unternehmen möchtest. Eine aufregende Städtereise, ein Wanderurlaub in abgeschiedener Natur oder doch lieber zum Entspannen ins Wellness-Hotel? Lasse dich durch Recherche im Internet inspirieren und fange an, Pläne für deine Zeit nur mit dir alleine zu schmieden!

3. Meditation und Yoga

Meditation stellen wir uns meistens so vor, dass man ruhig da sitzt und versucht, an nichts zu denken. Doch Meditation ist sehr viel spannender als das. Sie ist eine spirituelle Praxis, die uns dabei helfen kann, zu uns selbst zu finden und in einen Zustand der Ruhe einzukehren. Dabei gibt es ganz verschiedene Formen von Meditation. Einige werden in der Stille praktiziert, dazu zählen zum Beispiel sogenannte Achtsamkeitsübungen. Sie helfen dir dabei, dein Inneres wahrzunehmen, indem du dir selbst gegenüber offen und aufmerksam bist. Es gibt aber auch aktive Formen der Meditation, dazu zählt zum Beispiel Yoga.

Bewusst und konzentriert führst du dabei körperliche Übungen aus, um wieder mehr in Einklang mit dir selbst zu kommen. Nebenbei hilft Yoga beim Stressabbau und verbessert deine Gesundheit. Meditation und Yoga können dir dabei helfen, dich selbst wieder mehr als Teil eines Ganzen zu erfahren. Dein Körper und dein Geist können sich hier in einzigartiger Weise verbinden und dir ein neues Lebensgefühl verleihen. Jeder kann Meditation und Yoga praktizieren, denn es geht nicht darum, irgendwelche großen Erfolge zu erzielen, indem man besonders sportlich oder diszipliniert ist.

Vielmehr geht es darum, dass du dich selbst als Einheit spürst und dadurch ausgeglichener und selbstbewusster wirst. Die wohltuende Effekte stellen sich meistens schon direkt zu Beginn ein. Wenn du Meditation und Yoga oder auch nur eins von beiden ausprobierst können sie mit der Zeit zu einer wichtigen Kraftquelle für dich werden! Wenn du Meditation gerne ausprobieren möchtest, findest du dazu zahlreiche Anleitungen bei Youtube oder im Internet. Hilfreich kann es aber auch sein, wenn du dir einfach eine App installierst. Hier eine kleine Auswahl:

  • Headspace: englisch, täglich 10 Minuten Meditation kostenfrei, Abo: ca. 10€/Monat (72€/Jahr)
  • Calm: englisch, 3 kostenlose Meditationen, Abo: ca. 10€/Monat (40€/Jahr)
  • 7Mind: deutsch, 7-minütige Meditationen, 7 Tage Grundlagenmeditation und Stressmeditation kostenlos, Abo: ca. 9€/Monat oder einzelne Kurspreise
  • Stop, Breathe & Think: englisch, viel kostenlose bis zu 10-minütige Meditationen, einzelne Kurse zwischen ca. 1-3€, nicht kommerzielle App

Wenn du Yoga gerne ausprobieren möchtest, kannst du nach Yoga-Kursen in deinem Wohnort schauen. Das ist deswegen die beste Variante, weil du so einen Lehrer*in vor Ort hast, die individuell auf dich eingehen kann und dir dabei hilft die Übungen richtig und in deinem eigenen Lerntempo auszuführen. Wenn du Yoga aber lieber zuhause machen willst, empfiehlt sich Youtube oder folgende kostenlose Apps, bei denen Yoga und Meditation teilweise sogar kombiniert wird:

  • Daily Yoga: 500 Übungen und 200 Kurse, modernes Design, kostenpflichtige Premium-Funktionen
  • Keep Yoga: 400 Übungen und 40 Sitzungen, genaue Beschreibungen (englisch), Sammeln von Kalorienmünzen für Premium-Funktionen
  • Yoga Vidya: große Auswahl, keine Anmeldung, Download- und Filterfunktion, Informationen zu Yoga-Seminaren in Deutschland inkl. einer Karte

4. Suche dir Aufgaben und Ziele

Wenn du dich selbst besser kennenlernst, kannst du das zum Anlass nehmen, dir neue Aufgaben und Ziele zu suchen. Denn je mehr du dein Leben nach deinen Vorstellungen gestaltest, desto glücklicher wird es dich machen und desto zufriedener wirst du auch mit dir selbst sein. Am wichtigsten ist es hierbei, dass du dich nicht nach den Vorstellungen oder Erwartungen anderer Menschen richtest, sondern nur nach deinen eigenen. Du selbst weißt am besten, was du willst und wo deine Stärken oder deine Schwächen liegen. Und nur du selbst kannst und wirst in dem, was du tust, Erfüllung finden.

Gestehe dir also auch zu, dass dir nicht alles Spaß machen oder gelingen muss. Frage dich stattdessen, was dich wirklich inspiriert und antreibt. Wenn du sehr kreativ bist, könnte ein Zeichenkurs oder ein neues Instrument spannend für dich sein. Wenn du gerne in Gesellschaft bist, könntest du dich politisch oder sozial engagieren. Fange mit kleinen Schritten an und setze dir zunächst sogenannte Micro Goals, also Tagesziele. Wenn du diese kleinen Ziele erreichst, wirst du ein Gefühl von Selbstwirksamkeit entwickeln und durch die Erfolgserlebnisse neues Selbstvertrauen gewinnen. Probiere dabei auch neue Dinge aus, denn vielleicht entdeckst du so ganz neue Interessen. Das Erreichen von Tageszielen wird dir dabei helfen, dir auch langfristige Ziele für deine Lebensgestaltung zu setzen.

Du wirst merken: Je besser du dich kennenlernst und wertschätzt, desto leichter wird es dir fallen, dich selbst zu verwirklichen und folglich mit dir selbst glücklich zu sein. Der Austausch mit Menschen, die dich verstehen kann eine sehr große Hilfe sein.

FAQ

Was unterscheidet das Alleinsein von Einsamkeit?

Alleinsein ist ein freiwilliger Zustand, bei dem die betroffene Person selbstbestimmt handelt. Einsamkeit hingegen ist ein unfreiwilliger Zustand, in dem sich die betroffene Person Kontakt wünscht, den sie nicht bekommt.

Ist es schlimm alleine zu sein?

Unerwünschtes Alleinsein geht meist mit Gefühlen der Einsamkeit einher und macht uns traurig. Phasen der Ruhe und selbstbestimmte Zeit allein können jedoch wichtige Energiequellen sein. Wie gut wir allein sein können, hängt letztlich von unserem Innenleben ab.

Warum kann alleine sein helfen?

Freiwillig Zeit alleine zu verbringen kann uns langfristig stärken. Während wir uns im Alltag oft nach den Erwartungen anderer richten, kann uns beim Alleinsein bewusst werden, was wir selbst wirklich denken, fühlen und brauchen und uns ermöglichen, danach zu handeln.

Warum ist es schwer alleine zu sein?

Viele haben das Gefühl, nicht alleine sein zu können, was mitunter darauf hindeuten kann, gewissen Themen aus dem Weg gehen zu wollen. Es kann sich zu Beginn jedoch auch schlicht fremd und seltsam anfühlen. Wie bei allem ist auch im Alleinsein ein wenig Übung erforderlich.

Was kann helfen, besser alleine zu sein?

Der erste Schritt ist, sich dieselbe Wertschätzung entgegenzubringen, die man auch anderen entgegenbringt. Darüber hinaus sollte man regelmäßig Zeiträume nur für sich einplanen und sich Aufgaben und Ziele nach eigenen Vorstellungen suchen. Yoga und Meditation sind tolle Hilfsmittel, um das Innere wahrzunehmen und in einen Zustand der Ruhe zu kommen.

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