Das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement ist auf dem besten Weg, dem Top-Thema Nachhaltigkeit den Rang streitig zu machen. Immer öfter ist heute auch außerhalb der Personalabteilungen von Gesundheitsförderung die Rede, vor allem dann, wenn es darum geht, als Arbeitgeber am Arbeitsmarkt attraktiver zu werden.
Gleichzeitig ist jedoch auch Realität, dass nur ein Fünftel der deutschen Unternehmen bereits ein ganzheitliches BGM umsetzen. Der Rest bietet vereinzelt Maßnahmen an, beginnt gerade mit dem Aufbau oder gehört zu den 13,4 %, die im Bereich BGM überhaupt nichts anbieten.
Im folgenden Beitrag erfahrt ihr:
- was BGM eigentlich ist,
- was alles darunter fällt,
- was dafür spricht und wer davon profitiert (Spoiler Alert: es sind nicht nur die Mitarbeitenden),
- wie viel es kostet,
- welche Maßnahmen es gibt,
- wie man das Thema im Unternehmen am besten angeht und
- was man tun kann, wenn es nicht so läuft, wie geplant.
Was versteht man unter betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM)?
Das Internet ist voll von Definitionen für diesen Begriff und viele dieser Erklärungen klingen mehr nach wissenschaftlicher Abhandlung als nach Alltag im Unternehmen. Die folgenden beiden Definitionen bringen die Bedeutung des Begriffs gut auf den Punkt:
BGM ist die strukturierte Durchführung von gesundheitsförderlichen und gesundheitspräventiven Maßnahmen zugunsten der Mitarbeitenden in einem Unternehmen.[1]
BGM ist ein strukturierter, geplanter und koordinierter Prozess, mit dem Ziel, die Mitarbeitergesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig und nachhaltig zu erhalten.[2]
Zugegeben: Das Thema klingt immer noch recht trocken, aber nun wissen wir, wovon hier in etwa die Rede ist, nämlich nicht von den eigentlichen Aktivitäten und Maßnahmen wie der Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder der Yogastunde im Pausenraum.
Es geht vielmehr um das gut durchdachte Vorgehen dahinter. Konkret reden wir also von der Strategie und der Planung, die es braucht, um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeitende eines Unternehmens nicht nur wohlfühlen, sondern auch gesünder und damit leistungsfähiger bleiben.
Was gehört alles zum betrieblichen Gesundheitsmanagement?
Im BGM-Kontext ist Gesundheit immer ganzheitlich zu verstehen. Sie umfasst also sowohl den Körper als auch die Psyche. Zu den Faktoren, die in die Planung einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung einfließen sollten, zählen daher nicht nur:
- Arbeitsmittel (Maschinen, Werkzeug, Arbeitsplätze usw.),
- Arbeitsumgebung (Fabrik, Büro usw.),
- Arbeitszeit (Schicht, Gleitzeit usw.) und
- Arbeitsorganisation (Organisationsstrukturen, Hierarchen, internationale Ausrichtung usw.),
sondern auch:
- Sozialbeziehung (in Teams, über Personalebenen hinweg usw.),
- individuelle Bedürfnisse (Vorlieben, charakterliche Eigenschaften usw.),
- das unterstützende Umfeld (Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte usw.) und
- die Lebenssituation der Mitarbeitenden im Sinne der Work-Life-Balance (Privatleben, Familie und Co.). [4]
Wichtig: BGM ist kein einseitiger Prozess. Neben dem Unternehmen trägt auch das Verhalten der Mitarbeitenden entscheidend dazu bei. Ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement zielt daher auf beide Seiten ab und schafft das passende Umfeld (Beispiel: der ergonomische Bürostuhl) genauso wie Anreize für gesundes Verhalten der Mitarbeitenden selbst (Beispiel: das Yoga-Angebot).
Ist betriebliches Gesundheitsmanagement gesetzlich verpflichtend?
Kurz: nein. Das BGM ist in seiner Gesamtheit weder in Deutschland noch in Österreich oder der Schweiz gesetzlich verpflichtend. Allerdings gibt es in allen drei Ländern eine Reihe gesetzlicher Vorschriften, die ihr als Unternehmen im Rahmen eines BGM erfüllt, darunter Regelungen aus:
§ Arbeitsschutzgesetz (DE)
§ Betriebssicherheitsverordnung (DE)
§ Arbeitsstättenverordnung (DE)
§ Allgemeines Sozialversicherungsgesetz (AT)
§ ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (AT)
§ Gesundheitsförderungsgesetz (AT)
§ Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz (AT)
§ Bundesgesetz über die Unfallversicherung (CH)
§ Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (CH)
§ Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (CH)
Was bringt ein betriebliches Gesundheitsmanagement?
Im Folgenden findet ihr eine Übersicht über ein paar der Vorteile, die betriebliches Gesundheitsmanagement sowohl für euch als Unternehmen als auch für eure Mitarbeitenden [5] haben kann:
Die 4 Grundsatzprinzipien als Erfolgsfaktoren im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Damit betriebliches Gesundheitsmanagement funktioniert, muss es in der übergreifenden Unternehmensstrategie gut verankert sein. Und hier kommen die vier Grundprinzipien nach Eberhard Kiesche (2013) ins Spiel:
1. Integration: kein Unternehmensbereich und keine Entscheidung ohne Berücksichtigung des BGM.
2. Partizipation: BGM geht alle an, jeder und jede leistet aktiv einen Beitrag dazu.
3. Projektmanagement: Jedes Programm und jede Maßnahme wird evaluiert, was nicht mehr zu den Bedürfnissen der Mitarbeitenden oder des Unternehmens passt, wird abgeschafft.
4. Ganzheitlichkeit: BGM ist kein Silo-Projekt, es umfasst auch Bereiche wie Arbeitsschutz oder Personalmanagement.
Wie viel kostet BGM?
Die Kosten betrieblichen Gesundheitsmanagements unterscheiden sich je nach
- Unternehmensgröße,
- Strategie
- und den eigentlichen Maßnahmen, die ihr setzt.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es besser ist, ein monatliches Budget – zum Beispiel pro Mitarbeiter:in – einzuplanen als ein großes Budget für den Start, das dann langsam versickert und irgendwann nicht mehr aufgefüllt wird.
Denn BGM ist keine kurzfristige, sondern eine langfristige Investition in die Gesundheit des gesamten Unternehmens und sichert die Zukunftsfähigkeit von personellen genauso wie materiellen Werten eines Unternehmens.
Im Folgenden haben wir zwei Richtwerte für euch, die euch ein erstes Gefühl für die Kosten eines betrieblichen Gesundheitsmanagements geben können [6]:
- Unternehmen mit 200 Mitarbeitenden: monatlich 20 € bis 30 €
- Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitenden: monatlich 10 € bis 15 €
Die gute Nachricht: Mehrere Studien sind bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass sich BGM auszahlt, und sprechen von einem ROI von 1:2 bis 1:10 bei Maßnahmen gegen Absentismus. Im Bereich der Programme für mentales Wohlbefinden (siehe auch Maßnahmenliste unten) geht die WHO von einem ROI von 4 US-Dollar pro investiertem US-Dollar aus.
Wie gut sich euer BGM in eurem Unternehmen mit der Zeit amortisiert, müsst ihr am Ende individuell berechnen.
Welche Maßnahmen gibt es im betrieblichen Gesundheitsmanagement?
Bei den Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement unterscheidet man zwischen zwei Arten:
1) Maßnahmen zur Verhaltensprävention, die auf das Verhalten der Mitarbeitenden abzielen, um diese dazu zu bringen, sich aktiv um ihre eigene Gesundheit zu kümmern
2) Maßnahmen zur Verhältnisprävention, die auf das Umfeld der Mitarbeitenden abzielen und dieses so gestalten, dass es der Gesundheit aller zuträglich ist.
Ein erfolgreiches BGM beinhaltet immer einen Mix aus beiden Arten von Maßnahmen [7].
Beispiele für verhaltenspräventive Maßnahmen sind:
- Unternehmens-Sportmannschaften
- Firmeninterne Fitnessprogramme wie Yogakurse
- Gesundheitstage im Unternehmen mit diversen Angeboten vom richtigen Sitzen über Rückenfit bis hin zum Messen von Blutdruck, Blutzucker oder Körperfett
- Programme zur Verbesserung der mentalen Gesundheit
- Bildungsangebote zu Gesundheitsthemen wie Ernährung am Arbeitsplatz, Work-Life-Balance oder dem richtigen Umgang mit Schichtarbeit
Im Rahmen verhaltenspräventiver Maßnahmen sollen eure Mitarbeitenden ihre gesundheitlichen Probleme erkennen und lernen, richtig damit umzugehen, um diese langfristig zu beseitigen oder zu minimieren.
In die zweite Kategorie, die verhältnispräventiven Maßnahmen, gehören:
- Ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze und deren regelmäßige Überprüfung bzw. individuelle Anpassung
- Maßnahmen zur Verbesserung des Raumklimas
- Gesunde Ernährungsangebote in der Kantine
- Ehrliche, respektvolle und produktive Mitarbeitergespräche
- Eine gute Feedbackkultur
Achtet bei der Auswahl all eurer Maßnahmen darauf, dass sie gut zusammenpassen und langfristig umsetzbar sind (weniger ist im Zweifelsfall mehr!).
Wo anfangen, wenn man BGM im Unternehmen einführen möchte?
Auch im Gesundheitsmanagement hat sich der klassische Managementzirkel bewährt, das heißt [8]:
An dieser Stelle sei gesagt, dass die Mehrheit der Unternehmen im BGM nicht bei Null anfangen muss. Vielleicht stellt sich auch bei eurer Bestandsaufnahme heraus, dass eurem BGM nur einzelne Aspekte fehlen, wie ein Programm zur Förderung der mentalen Gesundheit, für das es spätestens seit der Coronapandemie und ihren Folgen auf die Psyche der Menschen diverse Lösungen am Markt gibt.
Was tun, wenn die gewünschten Erfolge ausbleiben?
Manchmal ist es nicht einfach, ein Maßnahmenpaket zusammenzustellen, dass alle im Unternehmen – vom Auszubildenden über die Angestellten bis zur/m Geschäftsführer:in – anspricht. Vor allem in dezentralen Organisationen mit vielen Zweigstellen und internationalen Strukturen kann ein zentral gesteuertes BGM zur Herausforderung werden.
Die folgenden Faktoren können euch helfen, eure Mitarbeitenden zur Teilnahme zu bewegen:
✔ Profitiert von der Gruppendynamik und bietet Teamprogramme und -Challenges an!
Gemeinsam erreicht man seine Ziele schneller und leichter, es macht mehr Spaß und man bleibt eher am Ball. Dies machen sich Firmen-Challenges wie gemeinsame Schrittziele oder Punkte für alle, die ohne Auto kommen, zunutze. Die Belohnung? Ein zusätzlicher bezahlter Urlaubstag, Einkaufsgutscheine oder eine Spende an eine lokale Wohltätigkeitsorganisation.
✔ Weckt den Ehrgeiz eurer Mitarbeitenden und lasst sie gegeneinander antreten!
Ob Firmenlauf oder Olympiade, ihr werdet euch wundern, welche eure Kolleginnen und Kollegen bei den unterschiedlichen Aufgaben plötzlich hervorstechen..
✔ Bitte weitersagen! Sorgt dafür, dass jede und jeder eure BGM-Angebote kennt!
Intranet, Newsletter, Slack-Kanäle, aber auch die klassischen Poster, Sticker und Flyer – nutzt alle Kanäle der internen Kommunikation und erreicht damit vom Portier bis zum Marketingchef alle Mitarbeitenden im Unternehmen. Am besten, ihr fragt die Kolleginnen und Kollegen aus der Kommunikationsabteilung um Unterstützung.
Gute Ansprechpersonen können auch die Anbieter eurer BGM-Lösungen sein. Bei Likeminded zum Beispiel unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden nicht nur bei der technischen Implementierung, sondern beraten auch gerne in Sachen Kommunikation und Erfolgsmessung. So steht einem erfolgreichen BGM nichts mehr im Weg.